Im Bus von Dungun nach Cherating,
Pahang, Malaysia - Auf Unterkunftssuche...
Montag,
04.09.00/139. Weltreise-Tag:
Eine halbe Stunde müssen wir unter der Überdachung des Busbahnhofes in
Kemaman (= Cukai) auf den nächsten Bus Richtung Kuantan
warten.
Beim Besteigen des Busses bitten wir den schlecht englisch sprechenden
Busfahrer, uns in Cherating abzusetzen. Dann belegen wir mit unseren 3
Rucksäcken wieder die Hälfte der hintersten durchgehenden Rückbank.
20 Minuten später hält der Bus für uns an. Wir
steigen als Einzige aus und blicken uns erstaunt um: Keine Häuser, kein
Strand, nicht einmal eine reguläre Bushaltestelle scheint es hier zu geben?
Sicherlich hat uns der Fahrer falsch verstanden- zu spät, der Bus ist
bereits über alle Berge.
Uns bleibt nicht anderes übrig, als mit unseren geschulterten 40 Kg die
nach links abbiegende einspurig asphaltierte Strasse entlang zu wandern.
Die Sonne knallt unerbittlich und unsere auf die Straße herabtropfenden
Schweißperlen verdampfen augenblicklich.
Ein Reklameschild mit den Namen einzelner
Herbergen
gibt uns Hoffnung, hier doch nicht ganz verkehrt zu sein. Und tatsächlich-
hinter der nächsten Kurve sehen wir zwischen den Palmen die Bungalows
des ersten Resorts „MAZNAH-
Guesthouse“ stehen. Natürlich
wollen wir nicht gleich die erstbeste Herberge und noch dazu direkt an
der Straße beziehen, aber ansehen könnten wir sie uns ja mal...
An der Rezeption empfängt uns Chu sehr freundlich, zeigt uns den kleinen
Holzbungalow „Everest“ und hat
überhaupt nichts dagegen, wenn wir unser Gepäck erst mal hier abstellen,
um uns dann ganz unbeschwert auf die Suche „nach was Besserem“ zu machen.
Dabei erfüllt Everest eigentlich unsere wichtigsten Anforderungen:
cheap, safe, clean und eine Steckdose hat er auch, sodass wir nicht
einmal unseren
Spezial-
Adapter für Glühlampenfassungen zu bemühen
brauchen...
Außerdem steht im Office von Maznah’s ein Computer mit Internetanschluss.
Dementsprechend halbherzig fällt unsere anschließende Suche aus. Sie
führt uns trotzdem durch den gesamten Küstenort:
Cherating besteht aus etwa 20 Resorts aller
Preisklassen zwischen 8 (Dormitory) und 500 (Luxushotel) Ringgits, einer
ganzen Reihe Restaurants
und Bars (alle mit Pool- Billard), 3 kleinen Supermärkten, 3 Reisebüros
und den Behausungen der Einheimischen.
Die Hauptstrasse führt in etwa 150m Abstand parallel zum Strand entlang
und ist von ihm durch einen kleinen Waldsaum getrennt. Am nördlichen Ende
der sanft konkaven Bucht liegt in den Hang eingebettet eine luxuriöse
Villa
des Sultansohnes. Ein schmaler Weg führt von dort zum Nachbarstrand, an
dem sich vor ca.15 Jahren der 1. Club Méditerannée Süd- Ost- Asiens
angesiedelt hat.
Die Mündung eines kleinen Mischwasser- Flusses mit undurchdringbaren Mangrovensümpfen
rundet das Bild sehr romantisch nach Süden hin ab.
In ca. 30 Minuten hat man Cherating zu Fuß durchquert.
Dienstag,
05.09.00/140. Weltreise-Tag:
Wir
haben uns entschieden, in Maznah’s Guesthouse zu bleiben. Maznahs
wird im Wechsel von den Malaien Remy (er hat Europa, den nahen Osten,
Amerika und Süd-Ost-Asien bereist) und Chu (langjähriger Traveller in
Indien), sowie von der feuerrothaarigen Deutschen Sheela geleitet.
Besonders
sie verwirklicht Maznahs Motto: "We offer nothing, but great and
warm hospitality " Das spricht sich natürlich rum und nirgends haben
wir seit Koh Tao so viele Rucksackreisende getroffen wie hier. Zur Abwechslung
ist es mal wieder ganz spannend zu hören, wie "Andere so drauf sein
können" :
Da ist das neuseeländische Pärchen, das gerade auf der Rückreise von England,
Deutschland (incl. Schwarzwald und Titikaka-See), und Österreich ist,
die Französin, die wegen einer Tagung für Privatdetektive nach Kuala Lumpur
gekommen war, das deutsche Pärchen, das nach jahrelanger Anheuerung auf
verschiedenen Schiffen ebenfalls alles zu Gunsten weiteren Reisens aufgegeben
hat und versucht, sich durch das Drehen von Meditationsfilmen über Wasser
zu halten; der Holländer, der lieber vorgibt, Engländer zu sein und einen
Job in der hiesigen Pizzeria gefunden
hat,
zwei Irinnen, die nach 1 Jahr Australien und Neuseeland wieder auf dem
Heimweg sind; eine junge Deutsche, die nach 8 monatiger Reise einen Tag
vor dem geplanten Rückflug ihre Rückreise bis auf Weiteres verschoben
hat, die zwei professionellen Traveller, die auf dem Weg nach China sind,
um dort die gesamte chinesische Mauer zu erwandern und und und...
Der lockere Umgangston in Cherating erinnert an Thailand. Überall tönt
einem ein herzliches Hello entgegen. Immer wieder ergibt sich ein Gespräch
und innerhalb kürzester Zeit fühlen wir uns hier wie zu Hause.
Jeder hat seine kleine Spezialität, sein Talent, seine persönliche Note:
In
Maznah’s erfreut Sheela mit ihren Muffin- Variationen die Gäste. Nebenan
im Mata Hari kann man selbst einen ganz individuellen Sarong batiken
oder von Ayu, einem veritablen Künstler, batiken lassen.
Im Cafe KamSurf schräg gegenüber offeriert Kamarole „the best sandwiches
in town“. Während der wind- und wellenreichen Monsunzeit ist er eine lokale
Berühmtheit, da er vor einigen Jahren
den
6. Platz bei der Windsurf- Weltmeisterschaft errungen hat.
Im Mangrovenwald verbreitet Iggi vom „Green Leaves“- Resort laszives
Ambiente, sein über dem Flussufer erbautes „Djeti“ ist der coolste chill-
out- place Cheratings. Jojo wohnt bei ihm, er besitzt eine ganze Sammlung
selbstgefertigter Didjeridoos.
Bei „Mimi's “ gibt’s leckeres indisches und vegetarisches Essen,
der Österreicher Roman macht im „Payung Cafe“ sensationelle Pizzas
aus dünnem Knusperteig, die auf einem Ofenblech von ca. 20×30cm gebacken
und serviert werden.
Wir
wissen noch nicht, dass Frühstück bei Maznah’s im Preis inbegriffen ist
und kaufen uns einen Sandkuchen für das morgige Frühstück.
Mittwoch, 06.09.00/141. Weltreise-Tag:
Lautes Gepolter und Gekreische vor unserer Tür reißt uns am frühen
Morgen aus unseren Träumen. Astrid
krabbelt unter dem Moskitonetz hervor und sieht gerade noch, wie sich
der Affenhäuptling mit unserem Kuchen über die Stromleitung davonstiehlt.
Die Terrasse des Nachbarbungalows wird gerade von
zwei weiteren Affen geplündert. Als Astrid sie verscheuchen will,
blecken sie aggressiv und herausfordernd die Zähne. Astrid zieht sich
lieber in die Sicherheit des Bungalows zurück,
als einen Kampf um Nachbars Fressalien zu riskieren.
Dem schmalen Sandstrand Cheratings ist eine kleine Sandbank vorgelagert,
die sich bei Ebbe aus dem Meer erhebt und so ein kleines Bassin formt.
Ein ideales Becken, um erste Erfahrungen im Windsurfen zu sammeln. Außerdem
lässt sich in dem kniehohen Wasser auch der eine oder andere Fisch angeln.
Bei Ebbe zeichnen sich bizarre Muster und Formen auf dem
Sandstrand
ab. Sie werden von den unzähligen winzigen Sandkügelchen geformt, die
Millionen von kleinsten Dotilla- Krebsen beim Bau ihrer Sandhöhlen mit
ihren Scherchen zusammenkratzen, durchkauen und wieder ausspucken.
Donnerstag,
07.09.00/142. Weltreise-Tag:
Astrid hat beschlossen, nebenan bei MATA
HARI (wer
war das nochmal?)
einen
Sarong zu batiken. 35 RM kostet eine Eigenanfertigung, 65 RM (Währungsumrechner)
ein Tuch auf Bestellung. Ayu ist mit seinen Designs die Seele des Batikshops.
Seine diesjährige Kollektion besteht überwiegend aus realitätsnahen Motiven
aus der Unterwasser- und Tierwelt. Häufig sehen wir ihn noch spät in
der Nacht über seine Tücher gebeugt zeichnend.
Für Touristen sind Schablonen vorbereitet, die als Vorlagen für eigene
Motive
verwendet werden. Nach Anreißen mit Bleistift werden die Linien mit Wachs,
das in feuerfesten Kupferkännchen über Gaskochern erhitzt wird, nachgezogen.
Mit Pinseln werden anschließend die Farben aufgetragen. Sie verlaufen
im aufgespannten Stoff, bis sie auf eine Wachsbarriere stoßen.
Nachdem Astrid eine ganze Weile zugeschaut hat, beginnt sie mit den Vorbereitungen
für das Design eines Backgammon- Boards für die Reise: Aus Karton
schneidet sie dreieckige Schablonen zurecht.
Samstag,
09.09.00/144. Weltreise-Tag:
Die letzten 2 Tage war MArtin nahezu rund um die Uhr
mit
Computerarbeit beschäftigt, während Astrid an dem Sarong gearbeitet hat.
Vorzeichnen,
Wachsen und vor dem Färben noch einmal die Rückseite des Tuches auf Kontinuität
der Wachsadern überprüfen, weil sonst die Farben ihre Begrenzungslinien
überschreiten und ineinander überlaufen. Über lange Strecken erfordert
die Arbeit volle Konzentration, so dass sie schweigend und in Gedanken
versunken vor sich hin arbeitet.
"Need a new haircut?" fragt plötzlich jemand von hinten. Astrid
dreht sich erschrocken um und erkennt Colleen und ihren Mann Aaron, beide
Amerikaner, die wir auf Tenggol getroffen hatten.
Beide
sind als Lehrer an einer Internationalen Schule an der Ostküste tätig,
ihm hatte Astrid auf Tenggol im Tausch für eine Cola die Haare geschnitten.
Während
Colleen bei Ayu fachkundige Beratung für ein Batikprojekt an ihrer Schule
sucht, kommt Aaron hauptsächlich zum Surfen. Während der Monsunzeit ist
Cherating nämlich wegen seines hohen Wellenganges als gutes Surfgebiet
bekannt. Am Abend ist Astrid mit dem Färben fertig und gespannt, wie das
Tuch morgen nach dem Fixieren und Trocknen aussehen wird.
Sonntag,
10.09.00/145. Weltreise-Tag:
Wir verbringen den heutigen Tag gemeinsam. Während
unseres
Frühstückes beim Chinesen zählen wir in dem ca. 80qm großen nach 3 Seiten
hin offenen Restaurant allein 3 Altäre mit Räucherstäbchen, Reisschälchen
und Wassergläsern. Hinter der Theke können wir die Nummern der Chalets
lesen. Die Nummern 4, 14 und 24 fehlen. Ähnlich der europäischen 13 bringt
nach chinesischer Vorstellung die 4 Unglück. Vor chinesischem Geschäftssinn
scheint aber selbst das Unglück Halt zu machen, denn die feilgebotenen
maschinell geöffneten und in Plastikfolie verpackten Kokosnüsse kosten
genau 4 RM. Wir ziehen es vor, sie vom Baum zu holen und unter der freundlichen
Anleitung von Chu selbst zu öffnen.
Am Abend versuchen wir uns erstmals im Pool- Spielen:
Jeder, der Poolbillard spielen möchte, muss 3 RM für das erste 8- Ball-
Spiel investieren. Danach gilt die Regel: „The winner stays“. Ein System,
das die geradezu professionell spielenden Einheimischen finanziell schont.
Aber auch
unter
den „Foreignern“
finden
sich immer wieder sehr gute Poolspieler, wie z.B. Chris, der ein Jahr
lang in einem Poolclub gearbeitet hat, oder die vereinserprobte Claudia.
Beide sind unsere bevorzugten Partnerspieler und weihen uns in die Grundlagen
des Pool-Billards ein.
1. Lektion : Man unterscheide Anfänger,
Fortgeschrittene
und Profis. Anfängern gehe es lediglich darum, die am einfachsten zu spielende
Kugel einzulochen. Fortgeschrittene fingen zudem an, mit Blick auf ihre
restlichen Kugeln, taktisch zu spielen. Profis schließlich hinterließen
ihrem Gegner zusätzlich nur schwer spielbare Bälle. Bereits bei Aufstellung
des
Spiels
solle man beachten, dass alle Kugeln einander berühren, um die kinetische
Energie des Anstoßes verlustarm zu übertragen. Dadurch steige die Chance,
bereits mit dem ersten Stoß eine gute Verteilung der Kugeln zu erreichen
und gleich einzulochen.
MArtins letzte Poolpartie ist ziemlich genau 30 Jahre her. Er wertet die
jetzige Gelegenheit, sich wieder damit zu beschäftigen, als weiteres Beispiel
dafür,
wie sehr Reisen alle Facetten des persönlichen Fähigkeitspotentials trainiert.
Wir spielen einige Spiele, bevor wir uns wagen, ein Spiel anzustoßen...
Immer wieder rollt uns die weiße Kugel hinter der Spielkugel ins Loch.
Höchste Zeit also für die 2. Lektion: Trifft der Queue die weiße
Kugel in ihrer oberen Hälfte, erhält sie einen Effet, der sie nach Kontakt
zum „Mitläufer“ macht. Erfolgt der Stoß in der Nähe ihres Äquators, bleibt
sie nach
Kontakt
liegen. Wird die Weiße hingegen im unteren Drittel angespielt, bekommt
sie einen Rückwärtsdrall, der sie nach Kontakt mit der Spielkugel zurückrollen
lässt („Rückläufer“).
Unsere 3. Lektion soll uns das Bandenspiel erleichtern und dreht
sich um das physikalische Gesetz: “Einfallswinkel gleich Ausfallswinkel”.
Trifft natürlich nur zu, wenn man die Kugel „voll“ erwischt und nicht
anschneidet.
Neben Präzision ist also eine gehörige Portion Augenmaß und
Vorstellungsvermögen erforderlich, über die wir beide noch lange nicht
verfügen.
Wir üben, bis die hiesige Band im Pop- Inn live zur Jam- Session aufspielt.
Danach geht’s noch mal mit Nazri, Claudia und den anderen an den Strand.
Die laue Luft schmeichelt unseren kaum bedeckten Körpern und die Sterne
funkeln am Himmel. Durch die Krümmung der Bucht addieren sich auch weiter
entfernte Wellengeräusche zu einem monoton- gleichförmigen Rauschen. Erst
um 3 Uhr schlendern wir zurück.
Montag,
11.09.00/146. Weltreise-Tag:
MArtin macht die Nacht zum Tage, sitzt bis morgens um 8 Uhr an
Maznahs
Computer. Er ist dabei, sämtliche Reiseberichte mit Bildern zu versehen
um den teilweise langen Text aufzulockern und vorstellbar zu machen. Nach
gemeinsamem Frühstück holt er sich seinen wohlverdienten Schlaf, während
Astrid ihren Tag mit Checken und Beantworten der e-Mails, Einkaufen, medizinischen
Beratungen und Fotografieren verbringt. Nach 3 Tagen Non- Stopp- Batiken
braucht sie einen Tag Auszeit.
Heute Abend ist bei
Maznah
gemeinsames Kochen geplant. Unter Chus Anleitung beteiligen sich mindestens
5 Leute bei der Zubereitung eines traditionell malaiischen Menus (Ikan
nasak Taucu),
das allgemeinen Beifall erhält. In Malaysia ist es nicht schwer, Informationen
über die Art der Zubereitung eines Gerichtes zu bekommen, allerdings meist
ohne exakte Mengenangaben. Wir sind daher besonders gespannt auf Euer
Feed- Back bezüglich unserer Kochrezepte, die diesmal nach asiatischer
Mentalität oder entsprechend Loriots 5- Minuten- Ei verfasst sind.
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