Mit der Superferry von Puerto Princesa, Palawan in Coron,
Busuanga angekommen...
Ankunft
Coron, Busuanga
Montag, 06.11.00/202. Weltreise-Tag:
Es
ist 6 Uhr und noch stockduster. Wir liegen auf zwei der etwa 1200 Pritschen
der „Super-Ferry“ auf dem Weg von Puerto Princesa (Palawan) nach Coron
(Busuanga,
mit 2500 qkm die größte Insel der Calamian-Gruppe). Vor wenigen Sekunden
sind wir von lautem Hahnenschrei auf typisch philippinische Art aus
flachem Schlaf geweckt worden.
Schlaftrunken steigen wir 3 Schiffsetagen höher auf das Sonnendeck,
um den Sonnenaufgang
zu sehen.
Während die Fähre in weitem Bogen in die Bucht von Coron einläuft, nimmt
unsere Umgebung silhouettenhaft Konturen an.
Rund um uns reiht sich Insel an Insel, steiler, bewaldeter und höher
als erwartet: Die Calamian Inselgruppe. Die Gipfel scheinen fast die
tief hängenden
Regenwolken zu berühren..
Wir zucken zusammen, als das mächtige Horn der Fähre losbläst, um der
gesamten Bucht die bevorstehende Ankunft der Ferry zu verkünden. Kleine
Auslegerboote legen jetzt vom Pier ab- sie und ihre Besatzung sehen vom Oberdeck
der Fähre winzig aus.
Im Westen verfärbt sich der Himmel rosa.
Gegenüber verleihen die ersten gleißenden Sonnenstrahlen den milchigen
Wolken messerscharfe Ränder. Das intensive Licht schmerzt unseren müden
Augen, so dass wir immer wieder wegblicken müssen, aber der Anblick ist
überwältigend.
Inzwischen liegen
die
kleinen Boote längs der Fähre und wir erkennen, dass sie voller Kinder
sind.
Mit großem Geschrei animieren sie die Passagiere, ein paar Pesos über
Bord zu werfen, um danach tauchen zu können.
Etliche tragen selbst gezimmerte hölzerne Flossen mit zerschnittenen Autoreifen
als Fußschlaufen und auch ihre Taucherbrillen sind teilweise “Marke
Eigenbau.” Manche Kids sind so klein, dass sie nicht mal schwimmen
können. Aber kaum sehen sie die typische Handbewegung der
Werfer,
stürzen sie sich scharenweise ins Wasser.
Im Hafen von Coron herrscht trotz der frühen Stunde geschäftige
Betriebsamkeit.
Hunderte von Trikes stehen bereit, um Passagiere und Fracht der Ferry
weiter zu
befördern.
Schließlich wird ganz Busuanga zu hohem Prozentsatz von der zweimal wöchentlich
verkehrenden Fähre versorgt.
Wir schultern unsere Rucksäcke und erwandern uns die knapp 2 Kilometer
vom Hafen ins Zentrum des Dörfchens Coron.
Vor dem Marktplatz weist ein kleiner roter Pfeil auf die Tauchschule
Dive Right hin. Es ist die größte der hier ansässigen Tauchschulen .
Leider ist sie mit ihren 5 Instruktoren und DMTs personell bereits bestens
versorgt, aber wir können unser Gepäck erst mal hier abstellen,
um Coron unbeschwert zu erkunden. Vom Meer aus sieht Coron etwa so aus:
Die
wenigen asphaltierten Straßen des Ortes sind schnell abgelaufen.
Unübersichtlicher und gut zwischen den Häusern
der Hauptstraße  versteckt
sind die schmalen unbefestigten Trampelpfade hinaus zu den zahlreichen,
in den Morast eines ehemaligen Mangrovensumpfes gebauten Holzstege. Manche
führen etwa 100 Meter ins Meer hinaus und bieten Zugang zu den beiderseits
von ihnen auf Stelzen errichteten Holzhütten.
Schließlich quartieren wir uns für
250 P/ Tag ( Währungsrechner)
erst mal in Marktnähe bei L&M Pee Lodge ein. Die
Gastzimmer mit Dusche und Toilette sind recht klein, das Bett bequem.
Es ist kaum Platz für einen Tisch. Der Boden besteht aus aneinander genageltem,
längs
 gedritteltem
lackiertem Bambusrohr. Durch die Ritzen blicken wir auf das wenige Zentimeter
darunter liegende Meer. Das Zimmer ist sehr sauber und stellt ein gutes
Preis/ Leistungsverhältnis dar.
Den Rest des Tages verbringen wir damit, eine Tauchschule
nach der anderen abzuklappern. Wirkliche Hilfe braucht keiner von
ihnen. Am
ehesten
noch
Scuba Venture
(inzwischen geschlossen) - also verabreden wir uns mit
den Besitzern Chris und Mike für den nächsten Morgen.
Obwohl Coron mit seinen großen Schiffwracks unter Tauchern als
einer der 5 besten  Wracktauchplätze weltweit bekannt ist, hat die diesjährige Tourismuskrise der Philippinen
auch zu einer Taucherflaute geführt und den Tauchschulen umsatzarme Zeiten
beschert.
Derzeit verbringt kaum noch wer seinen Urlaub auf den Philippinen.
Dabei ist die Angst vor islamischen Extremisten
zumindest
für den Norden Palawans gänzlich unbegründet.
Coron, Dienstag,
07.11.00/203. Weltreise-Tag:
Um
8:30 trifft sich die heutige Tauchmannschaft bei Scuba
Venture:
Richard, begeisterter und routinierter Wracktaucher aus USA, der „fortgeschrittene
Taucher“
Nicholas, musikbegeisterter Computerfreak aus Melbourne, sowie die Engländer
Helen, Stew und Kathreen.
Zu unserer freudigen Überraschung
haben auch Andy und Tony, unsere Londoner Bekannten von Puerto Princesa, ihren Weg hierher gefunden und sind ebenfalls
mit von der Partie. (Andy
versucht noch immer erfolglos, bei Casa
Linda anzurufen, um seine frisch gewaschenen Kleider von dort geschickt
zu bekommen.) Wir bilden somit eine bunte Gruppe von Tauchbegeisterten
und solchen, die es werden wollen.
Zu unserer Verwunderung ist das gesamte Tauchequipment bereits gepackt
und von den drei
philippinischen Helfern aufs Tauchboot gebracht worden.
Wir machen uns zum ersten Mal auf den 150m langen Weg, der eine angenehme
Variante
mittelalterlichen Spießrutenlaufens darstellt:
Der schmale Holzsteg, an dessen Ende die Anlegestelle des
Tauchbootes liegt, führt nämlich durch die Heimstatt von 6 philippinischen
Familien, sprich etwa 50 Menschen. Auf der rechten Seite des roh aus Ästen
und Stämmen gezimmerten Lebesteges geht es vorbei an offen stehenden Haus-
Wohn- und Schlafzimmertüren oder -Fenstern. Streckte man den rechten
Arm aus, befände
sich die Hand in einer der palmblattbedachten Bambushütten. Links des
Steges sind halbhoch die Koch- und Waschgelegenheiten der gegenüberliegenden
Behausungen auf Holzgestellen installiert. Manche werden gerade benutzt.
Aus allen Löchern strömen kleine Kinder, um uns mit HELLO
HELLO
freudig zu begrüßen, an der Hand zu fassen, ein Stück zu begleiten oder
uns nur mit großen Augen freundlich und neugierig anzustarren. Auch die
Erwachsenen begrüßen jeden von uns überaus wohlwollend.
Das Leben auf engstem Raum ist hier eine Selbstverständlichkeit. Die unmittelbare
Nähe der Nachbarn und die dünnen schalldurchlässigen Wände reduzieren
die Intimsphäre der hier Lebenden auf
ein für europäische Verhältnisse wohl unerträgliches Maß.
In den nächsten Wochen werden wir diesen Weg fast täglich zweimal zurücklegen...
Weil gerade Ebbe herrscht, bringt uns Ronell mit der kleinen Holzjolle
(2,2 PS Mini- Außenborder) zur weiter draußen ankernden Kareen
Claire, dem größeren der beiden typisch philippinischen Ausleger- Tauchboote
von Scuba
Venture.
Der Anblick des weiß- blau leuchtenden Bootes und der Ausblick auf den
bevorstehenden Wracktauchgang lässt unsere
Herzen höher schlagen. Zwischen den Planken der Ausleger sind blaue Netze
gespannt, auf denen man es sich während der knapp 80minütigen Fahrt zu
den Wracks bequem machen kann.
Wir fahren in nordwestliche Richtung und kommen an etlichen kleinsten
Inseln, sowie an den etwas größeren Uson-, Apo- und Tangat- Island vorbei.
Kurz
vor
Ankunft bei der IRAKO erhalten wir ein Briefing:
Das 1944 versenkte, 187 Meter lange japanische Gefrierschiff (9570 Bruttoregistertonnen)
steht aufrecht auf 43 Meter tiefem Grund.
Das Hauptdeck liegt zwischen 28 und 36m tief.
Von allen in der Nähe versenkten Schiffen ist die IRAKO das „anspruchvollste“
Schiffswrack und wird gerne durch „DDD“ charakterisiert: Deep, Dark,
Dangerous. Eine vollständige Penetration ist deshalb technischen
Tauchern mit entsprechender Ausrüstung (2 Tanks, starke Taschenlampen,
Sicherungsleine etc.) vorbehalten.
Dennoch
(?) ist es das erklärte Lieblingswrack von Richard, der während der vergangenen
14 Tage keine Gelegenheit ausgelassen hat, die vor Coron liegenden Wracks
zu betauchen. Allein die IRAKO hat er 12 mal "penetriert" und
kennt dennoch erst einen kleinen Teil des engen dunklen Schiffes, bei
dem nichts so sein soll, wie man es
erwartet.
In seiner jugendlichen Entdeckerlust sei Richard kein Loch zu eng, keine
Röhre zu dunkel, um nicht hindurch zu tauchen. Heute ist sein letzter
Urlaubstag, MArtin wird sein Buddy sein.
Nach sorgfältigem Buddy- Check stürzen sich beide in das 28° warme Wasser
und schwimmen gegen leichte Strömung an die schwarze Kugelboje. Dann gleiten
sie der Bojenleine zum Bug der IRAKO folgend, nach unten. Das Wasser ist
voller Schwebeteilchen, durchsichtigen oligozellularen Strukturen und
Kleinstlebewesen. Nur an der reich besiedelten Leine sieht man Farben,
sonst ist alles einfarbig grün-bläulich und wird nach unten dunkler. Erst
in 27m Tiefe wird schemenhaft der rostige Bug der Irako erkennbar. Die
Sichtweite beträgt nur 5m. Gespenstisch ragen bizarre Umrisse vom Wrack
Richtung Oberfläche. Der allergrößte Teil des Schiffes wird jedoch geheimnisvoll
von der milchig- grünen Suppe verhüllt. Richard führt MArtin über das
Drehkreuz einer ehemaligen Maschinengewehrstellung hinweg in Richtung
erster Ladeluke.
Das Deck ist mit Weichkorallen und Schwämmen bewachsen. Einige prachtvolle
Feuerfische (lion fish) schweben träge mit ihren weit gespreizten Fächerflossen
wedelnd darüber hinweg. Aber Wracktaucher sind weniger an Fischen und
Korallen interessiert und in dieser Tiefe ist Zeit kostbar.
Also geht’s schnurstracks in den Schacht der ersten Ladeluke. Er erstreckt
sich über drei Schiffsetagen hinweg, als sie seinen dunklen Boden erreichen,
sind sie bereits 40m tief.
Alle etwa waagerechten Flächen innerhalb des Wracks
sind
mit einer knapp 15 cm hohen Staub- und Moderschicht bedeckt. Diese
kann unvorsichtigen Tauchern schnell zum Verhängnis werden:
Kräftigere Flossenschläge in ihrer Nähe resultieren in pilzförmig aufwallenden
und sich rasch ausbreitenden Staubwolken, die einem schnell sämtliche
Sicht nehmen können. Manchmal genügen sogar die gegen die Schiffsdecke
perlenden Luftblasen, um sichtvernebelnde Staubwolken abzulösen. Dann
ist man gut beraten, sich schnellstens wieder in Bezirke besserer Sicht
zurückzuziehen, will man nicht sein Leben riskieren. Einmal in einer solchen
Wolke, kann man die eigene Hand vor den Augen nicht mehr sehen, verliert
vollkommen die Orientierung und findet ohne Leine den Ausgang nicht mehr.
Perfekte Kontrolle der „Boyancy“ und gute Körperbeherrschung sind daher
unabdingbare Voraussetzungen fürs Wracktauchen.
Mit einem schlecht tauchenden Buddy kann man sehr leicht auch ohne eigenes
Verschulden in prekäre Situationen geraten. Deshalb ist es lebenswichtig,
die taucherischen Fähigkeiten seines Tauchpartners zu überprüfen.
Und das tut Richard gerade mit MArtin, als er durch einen schmalen Riss
in der rostigen Eisenwand der Ladeluke vortaucht. An einem engen Leiterschacht
vorbei gelangen sie in ein flaches, nur etwa 1,2m hohes fensterloses
und
dunkles Zwischendeck. Vor ihnen liegt scheinbar absolute Dunkelheit.
Nur in sie hineintauchend, gewöhnen sich die Augen an die Finsternis und Strukturen
in unmittelbarer Umgebung werden erkennbar. Stets behalten beide den grünlichen
Schimmer von Tageslicht am Ausgang im Auge; die Taschenlampe bleibt aus.
Die niedrige Decke des Zwischendecks ruht auf runden Metallpfeilern. Hier
muss man sich genau in der Mitte halten, um nicht Staub, entweder vom
Boden oder von der Decke kommend, aufzuwirbeln. Nur wer sich einigermaßen
entspannt fühlt und flach atmet, kann vermeiden, bei jedem Einatmen an
die Decke zu steigen oder beim Ausatmen auf den Grund zu sinken. Zusätzlich
ist es günstig, statt des sonst üblichen vertikalen Flossenschlages einen
mehr waagerecht- grätschenden, den Beinbewegungen beim Brustschwimmen
ähnelnden Beinschlag zu benutzen.
Nach Umrundung des Zwischendecks geht es auf gleichem Weg zurück, die
Sicht ist noch gut, der gegenseitige Buddytest bestanden.
Nach nicht einmal 15 Minuten Tauchzeit innerhalb des Wracks zeigen beide
Computer das nahende Ende der dekompressionsstopplosen
Tauchzeit an. Es wird Zeit, höher zu steigen und an Rückkehr zu denken.
Einzige Orientierung im umgebenden Grünblau bietet die Leine, an der
die beiden langsam aufsteigen.
Beide tragen keine Handschuhe und müssen aufpassen, wohin sie greifen,
denn die Leine ist über weite Strecken mit Feuerkorallen bewachsen.
Der Sicherheitsstopp in 5m Tiefe wird teilweise zur Säuberung des Wetsuits
genutzt, der andere Teil ist pure Warterei. Ein deutlicher Unterschied
zum Rifftauchen, wo er oft farbenprächtigstes Highlight ist.
Nach 30 Minuten sind
Richard
und MArtin über die heruntergelassene Holzleiter zurück an Bord . Ihre
maximale Tauchtiefe war 39m, durchschnittliche Tiefe 21m. Wie der Tauchgang
gewesen sei? "Okay" und "Dunkel". Ein Grinsen spiegelt
sich in beiden Gesichtern.
Norman startet den Motor und nimmt Kurs
auf die wenige Minuten entfernt versenkte KOGYO MARU.
Ronell schnappt sich das Bambusrohr mit dem Haken aus verbogenem Drahtkleiderbügel
und geht nach vorne. Am Bug stehend, fischt er sich geschickt die Leine
der Boje und vertäut das Tauchboot an ihr.
Das
160m lange und sehr breite japanische Frachtschiff befindet sich jetzt
direkt unter uns. Es hatte Baumaterialien für einen geplanten Flughafen
geladen, als es am Morgen des 24.9. 44 von den Bombern der 3. US- Flotte
versenkt wurde. Als es auf den Boden sank, ist es gekippt und liegt
jetzt in 36 Metern Tiefe auf seiner Steuerbordseite.
(Details des Angriffs über die Diverightsite oder über Zubis Seite www.starfish.ch/dive/Sangat.html ).
Von oben sieht man jedoch nichts.
Neben Mike und Astrid machen sich jetzt Advanced- Schüler Nicholas und
Fun- Diver Andy tauchfertig, während Rich und Martin noch „abgasen“ und
erst später folgen.
Wieder liegt die Sicht unter 10m und zunächst können wir
Teile
der KOGYO MARU nur als großen dunklen Schatten erahnen. Beim Näherkommen
erkennen wir die reiche Vegetation aus Hart- und Weichkorallen auf der
jetzt oben liegenden Schiffseite. Einige mittelgroße Thunfische und Jacks
verschwinden, als sie uns sehen, während sich die lion fishs überhaupt
nicht stören lassen.
Von der Reling kommend tauchen wir dem Oberdeck folgend 8m tiefer nach
backbord vor die erste der etwa 25qm großen viereckigen Ladeluken. Wenige
Meter hinter dem Frachtraum ragen runde Kranpfeiler wie Stelzen aus dem
senkrecht stehenden Deck des toten Riesen. Ihr Ende ist bei dieser Sicht
nicht abzusehen. Mike, Nicholas und Astrid tauchen den Ladekran entlang,
während sich Rich und Martin von der stockdunklen Luke verschlucken lassen.
Einmal im Inneren der Frachträume, klart die Sicht etwas auf, die Augen
gewöhnen sich an die Dunkelheit und können bis etwa 1m entfernte, im
Dunklen liegende Strukturen erfassen. Durch Risse und Einschusslöcher
fächern
einige grünliche Lichtstrahlen von oben herab, das Hauptlicht fällt jedoch
vom seitlichen Schachteingang ein. Rich schaltet die Tauchlampe nur
kurz
an, um Martin Dutzende von Stahldrahtmaschenzaunrollenreste [gib das
mal in die Suchmaschine Google ein
;) ], eine Zementmischmaschine oder die breiten Kettenräder eines
Bulldozers anzuleuchten. Dann deutet er auf den Eingang einer mehrere
Meter langen Metallröhre von etwa 70cm Durchmesser. „Ist es OK mit Dir
da durch zu tauchen ?“ fragt er in Zeichensprache. MArtin steckt den
Kopf in die stockdustere Röhre. Kein Lichtstrahl zeigt das ferne Ende
des Tunnels an. Um diesen Schlauch ging es bereits im Briefing. Er
soll heute das
einzige Stück außerhalb des Sichtbereiches eines durch Tageslicht beleuchteten
Ausganges sein. Rich kennt die Röhre, reicht Martin die einzige Taschenlampe
und taucht voran in den Schlund. MArtin folgt ein Stück und leuchtet
von hinten. Rich bewegt seine Flossen kaum und scheint sich fast ausschließlich
mit spitzen Fingern von einem der runden metallenen Verstärkungsringe
zum nächsten vorzuarbeiten. So vermeidet er, dass der allgegenwärtige
Staub aufgewirbelt wird und dem Hintermann die Sicht nimmt. Als
MArtin
dies erkennt, folgt er ihm auf der Flosse und tastet sich ebenfalls schräg
nach oben weiter. Nach einer halben
Minute taucht weit vorne ein milchig- grüner Schimmer auf. MArtin
kann die Taschenlampe ausschalten, weil sich die Konturen der Röhre
nun auch gegen das heller werdenden Sonnenlicht abzeichnen.
Unterdessen bewundert die andere Tauchgruppe respektvoll die zahlreichen
Feuerfische, die bewegungslos zwischen den strauchähnlichen Korallen hängen.
Mike hat einen perfekt getarnten Skorpionfisch gesichtet und zeigt ihn
den anderen. Bis auf ein herausragendes Auge scheint der gesamte Körper
des Fisches vollständig mit dem Untergrund zu zerfließen und ist in seinen
Umrissen kaum auszumachen.
Nach knapp 40minütigem Tauchgang treffen wir uns auf dem Boot wieder.
Unser armbanduhrgroßer Tauchcomputer (Suunto Spider) hat die Eckdaten
des Tauchganges automatisch geloggt: Tiefe: max. 30,4m, Durchschnitt 20,7m,
38 min, 27°C .
Während Rich und MArtin damit ihr heutiges Tauchprogramm beendet haben,
fährt Roman für die Anderen zum TANGAT - Wrack, einem
weiteren japanischen Frachter. In 20 Metern Tiefe unternehmen sie einen
Orientierungstauchgang entlang des 122m langen Oberdecks des aufrecht
auf dem Grund liegenden Bootes (max. Tiefe: 30 Meter). Eine eindrucksvolle
Anzahl und Vielfalt von
Kugelfischen
tummelt sich hier. Zwischenzeitlich verschwindet Mike in einem der kleinen
Eingänge, der aufgewirbelte Grundschmodder macht ihn sofort unsichtbar.
Nur vereinzelte Blasen zeugen noch von seiner Existenz. Unvermutet taucht
er unmittelbar neben der Gruppe wieder auf.
Bevor Langeweile beim Safety- Stop aufkommen kann, stattet MArtin der
Gruppe als Schnorchler einen Besuch ab. Sich mit einer Hand an der Leine
festhaltend, ergreift er mit der anderen Astrids Ersatz- Lungenautomaten
und hilft ihr beim Abklopfen des Wrackschmutzes vom Tauchanzug. An Bord
verwundert man sich unterdessen über sein vermeintliches Lungenvolumen,
und assoziiert es mit Marine- Boy.
Im beginnenden Abendrot kehrt das Boot mit uns nach Coron zurück.

Mittwoch,
08.11.00/204. Weltreise-Tag:
Es regnet in Strömen und Nicholas ist heute der einzige Taucher.
Er fährt mit Chris auf der SUNDANCE, dem kleineren der Scuba Venture-
Boote raus.
Wir nutzen den Tag für einen längeren Bummel durch den Ort und lernen
die Wirtsleute vom Banaue Cafe kennen.
Hier
in Coron ist noch lange nicht jedes Haus mit Elektrizität versorgt und
unter verharmlosend so genannten „Brown Outs“ leiden etliche Bezirke des
Örtchens etwa jeden zweiten Tag. Ganze “Stadtviertel” sind dann nach Einbruch
der Dunkelheit nur punktuell durch Kerzen, Gas- und Öllampen erhellt.
Wenn wir uns gegen 21 Uhr auf den Heimweg machen, sind meist nur noch
wenige
Menschen
in der Nähe der nur noch schwach vor sich hin glimmenden Kohleöfchen
auf den Strassen.
Aber fast das gleiche Bild bietet sich einem auch, wenn man seinen Heimweg
erst um 2 Uhr morgens antritt. Immer wieder grüßt eine freundliche Stimme
aus der Dunkelheit, gewahren wir schlafende Schatten oder aber die Hunde
knurren und bellen uns an. Die haben eine feine Nase und identifizieren
uns aus großer Ferne als nicht einheimisch.
Angriffe fürchten wir nicht, die meisten asiatischen Hunde sind so oft
getreten worden, dass sie im Falle eines Falles eher ängstlich kuschen,
hinterher aber umso mehr kläffen.
Sangat
Island Donnerstag, 09.11.00/205. Weltreise-Tag:
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Freitag,
10.11.00/206. Weltreise-Tag:
Während MArtin tauchen geht, schließt
sich Astrid Andy und
Tony an.
Die beiden Engländer haben
sich nämlich einen kleinen Outrigger mit Kapitän zum Island-
Hopping gechartert. (Andy hat sich zwischenzeitlich wortreich
mit dem Gedanken abgefunden, seine Klamotten nie wieder zu sehen.)
Entlang der Küste von Coron-Island gibt
es viele, z.T. winzige Strände mit feinstem Pudersand. Sie sind eingebettet
in bis zu mehrere hundert Metern hohe grau-silbrige, längsgeriffelte
Kalksteinformationen.
Bei Flut findet hier vermutlich kaum mehr als eine Handvoll Handtücher
Platz.
Doch der schwarze Saum entlang der Felsen signalisiert Ebbe und die unbesuchten
Strände wirken großflächig.
Strahlendblauer Himmel,
türkisgrünes
Wasser- Astrid packt die Kamera aus
und schießt eine ganze Serie wundervoller Strandbilder.
Während sich Tony und Astrid ergriffen der skurrilen Land- und Seeschaft
widmen,
lässt
Andy keine Gelegenheit ungenutzt, seine Haut ein letztes Mal der Sonne
darzubieten.
Schließlich fliegen beide bereits morgen ins überflutete, kalt- regnerische
England zurück.
Nach ausgiebigem Schnorcheln, Skin-Diven und einem Mittagessen aus getrocknetem
Fisch und Reis fährt das Boot zu einer Art Lagune. Ihr Zugang liegt je
nach Wasserstand ober- oder unterhalb der Meeresoberfläche. Der momentan
niedrige Wasserstand macht ein
Durchtauchen
unnötig.
Aber Vorsicht: die Gesteinsränder sind messerscharf! Andy ist schon drüben.
Er versucht, brüllend ein Echo zu erzeugen. Vergeblich. Die hier
herrschende Stille jedoch trägt jeden Laut weit fort.
Selbst das Plätschern seines Flossenschlags ist bis auf unsere Seite zu
hören.
Kein Wunder, dass die ureinwohnenden Tagbanua von den Touristen nicht
nur begeistert sind... Wer weiß, wessen Ruhe er damit stört ?
Die
Lagune ist auch auf der anderen Seite mit dem Meer verbunden.
Astrid beschließt, den großen Bogen zu schwimmen. Was zunächst übersichtlich
kurz aussah, zieht sich schwimmend in ungeahnte Längen.
Die Zwillingsfelsen hat sie vorhin bei der Einfahrt in ähnlicher Perspektive
schon gesehen, so weit kann der
Weg
zum Boot also nicht mehr sein. - Aber es ist schon ein wenig verunsichernd,
so allein im Wasser...und nur undurchdringliches Blau unter sich. Da
erscheint
das Schnorcheln ganz dicht an der Küste entlang sicherer.
Dort sind die Korallen und der Meeresboden fast greifbar, blickt man
auf buntes Leben. Allerdings zieht sich dieser längere Weg um unzählige
Felswindungen
herum. Und die sehen plötzlich alle gleich aus.
20 Minuten hatte sie sich als Limit gesetzt - die sind bereits um und
langsam werden ihre Glieder schwer. Nur noch um die nächste Spitze, dann
müsste das Boot doch zu sehen sein !? Falls das Boot dann nicht auftaucht,
muss sie umkehren, um noch genügend Kraft für die Rückkehr zu haben.
Astrid versucht, sich die Stelle einzuprägen, an der sie schweren Herzens
umkehrt und zurück schwimmt.
Ihre Beine sind ganz schön lahm,... bloß nicht
schlapp
machen. Hoffentlich warten die Anderen nicht schon lange auf sie. Peinlich,
wenn sie anfingen, nach ihr zu suchen und sie nicht fänden... Ruhe behalten,
tief durchatmen und ruhig weiter schwimmen. Schwimmend einen kraftsparenden
Steady State erreichen.
Als Astrid schließlich am Boot ankommt, dösen die Engländer
noch
träge vor sich hin und die Crew ist voll mit der Reinigung des Bootsrumpfes
beschäftigt. Niemand hat sie bislang vermisst.
Auf dem Rückweg passiert das Boot die Stelle, an der Astrid aufgegeben
hatte. Sie hätte nur noch zwei Felsvorsprünge weiter schwimmen brauchen,
um wieder beim Boot zu landen.
Im Sonnenuntergang glänzt der Himmel in sämtlichen Pastellfarben und wo
die Sonne den Horizont berührt, leuchten breite Strahlen fingerförmig
ins Firmament.
Der erste Stern erscheint - und wieder nähert sich ein Tag im Paradies
seinem Ende.
Samstag, 11.11.00/207. Weltreise-Tag:
Während MArtin taucht, ist Astrid mit Rebecca  verabredet.
Als Einheimische kennt sie sich in Coron bestens aus und will uns
eine gemütlichere
und preiswertere Unterkunft mit Monatstarif zeigen. Zielstrebig dirigiert
Rebecca Astrid die Hauptstraße entlang, bevor sie unvermittelt in einen
70cm breiten Spalt zwischen zwei Häusern abbiegt.
Über ein langfristig provisorisch mit Tape und Karton notdürftig abgedichtetes
leckendes Wasserrohr
hinwegsteigend, geht es über 5 schmale feuchte Holzstiegen hinab auf einen
sandigen Schotterweg, der in aller Enge zwischen den Hauswänden Richtung
Meer führt. Ein kleiner, fast verwitterter roter Pfeil zeigt nach rechts
und sagt: This Way.
Der Trampelpfad führt vorbei an kleinen Veranden vor den Hauseingängen.
Auf ihren Geländern stehen kleinere Pflanzen, sie sind in Blechdosen oder
alte umgekrempelte Reifen getopft. Häufig
 dient
die Veranda als Wasch-, Koch- und Schlafstelle, gelegentlich auch simultan.
Die ersten Hütten dieser Art stehen noch auf fester Erde. Weitere sind
auf einem bei Flut weit ins Wasser reichenden Holzsteg erbaut. Rebecca
betritt seine Lauffläche. Sie besteht aus vier nebeneinander genagelten
Brettern und führt links an den Hauseingängen vorbei.
Wo die Mangroven beginnen, ändert sich die Bauweise des Steges.
 Der
Boden besteht jetzt aus lauter dicht aneinander liegenden knorrigen Ästen.
Barfuss ist es anfangs gar nicht so einfach, über diesen Gang mit "Eigenleben"
zu gehen. Immer wieder verrutschen die Äste gegeneinander, wollen sich kleine
Astgabelstümpfe in die lederne Haut der Fußsohlen bohren. Man glaubt ja
gar nicht, wie viele Fußmuskeln
 durch
Zivilisationsschuhe der Degeneration anheim fallen können... Einheimische
Kinder hingegen können diesen Steg etwa ab dem dritten Lebensjahr mit unglaublichem
Geschick wie geölte Blitze entlang fegen.
Bevor sich der schmale Steg zu einer regelrechten
Wohninsel direkt über dem Wasser ausbreitet, durchschreitet man eine hölzerne  Eingangstür,
über der “ Welcome Krystal Lodge” geschrieben steht.
Krystal Lodge ist eine Wohnlandschaft direkt über dem Meer; sie soll
für die nächsten Wochen unser Heim, der beschriebene Weg unser täglich
Brot werden.
Die gesamte Wohnanlage ist aus natürlichen Materialien, vornehmlich  Ästen
erbaut, was inzwischen
gesetzlich zur Schonung der Urwaldreste verboten sein soll.
Neben den 4 Lodges, die von Dauergästen bewohnt werden, gibt es weitere
7-8 unterschiedlich große Zimmer z.T. mit eigenem Bad und Kochgelegenheit.
Überall in den verwinkelten Ecken sind kleine Sitzgelegenheiten angebracht.
Der breite Gang um das viereckige  Atrium
beherbergt eine Gemeinschaftsküche, Esstische und 2 Hängematten auf den
Sonnenuntergang.
Die Küchendecke ist abgehängt, das dadurch entstandene Zwischendeck dient
als Kinderschlaf- und Spielzimmer, wir haben  es
tagelang überhaupt nicht wahrgenommen.
Über der Bar verstauben
griffbereit zwei Schrotflinten.
Bei großer Vollmond- Flut
steht der Steg teilweise unter Wasser, befindet sich der Meeresspiegel
10cm unterhalb unseres Bettes, können wir Wasser durch die Ritzen unserer
Bodenbretter sehen.
Dann springt auch schon mal ein Fisch von  unten
gegen die Planken unseres Zimmerbodens.
Bei Ebbe steht unter unserem Zimmer zwar noch Wasser, aber küstennah ist
der Morast unter dem Steg über weite Teile frei gelegt. In ihm verrottet
stellenweise auch
Zivilisationsmüll. Wir passen uns an, leugnen ihn erfolgreich weg.
Wie sollten wir uns wohl verhalten, wenn direkt vor uns jemand eine Plastiktüte
ins Meer wirft?
Aber der Umzug nach Krystal Lodge soll erst morgen stattfinden, den heutigen
Sonnenuntergang genießen wir ein letztes Mal von L&M Lodge aus.
Auf der Veranda über dem Wasser haben sich wie so häufig
 etliche
Leute versammelt, um das Spektakel zu bewundern. Obwohl sonst immer mit
Kamera unterwegs, haben wir sie ausgerechnet heute, beim schönsten Sunset
für Wochen, nicht dabei. Im hohen Himmel leuchtet die gesamte Palette seiner
Farbmöglichkeiten. Wir überlassen uns unseren Gedanken, während wir den
Wechsel zwischen den Schattierungen der Gelb- und Rottöne beobachten.
Astrids Bruder heiratet heute und sie ist etwas wehmütig, weil sie bei der
Hochzeit nicht dabei ist. In BRD ist es sieben Stunden früher, also müssten
sie jetzt etwa mit der Trauungszeremonie beginnen...
Der Himmel hat ein zartes Dach von Schäfchenwolken gespannt, die das feuerrote
Licht der untergehenden Sonne annehmen. Dazwischen schimmert es Grün...
Blau... Lila..., bevor das dunkelnde Grau der Nacht sämtliche Farben in
sich verschluckt.

Sonntag,
12.11.00/208. Weltreise-Tag:
Inzwischen ist die Flut morgens noch hoch genug, um gleich mit
dem Tauchboot "Sundance" vom Pier
ablegen zu können.
Astrid taucht heute erstmals zur IRAKO hinunter. Mit den Schotten Caroleen
und Johnny rücken wir dem engen japanischen Gefrierdampfer zu viert auf
den Leib. Das schottische Pärchen
taucht bereits seit Jahren
gemeinsam, ist daher auch unter Wasser ein gut eingespieltes Team. Zudem
ist Caroleen Instruktorin in den kalten schottischen Gewässern. Wir lassen
uns wie üblich in Sichtweite zur Ankerleine ins Blau. Die Sicht ist mit
weniger als 5 Metern miserabel, erst kurz vor Ende der Leine erkennen
wir einen winzigen Ausschnitt des Oberdecks. Gespenstisch dunkel sehen
die Laderäume von oben aus. Völlige Ruhe umgibt uns, als wir uns in sie
hinablassen. Wir verzichten
weitgehend
auf den Einsatz unserer Lampen. Das spärliche Licht schärft die Augen
und Entfernungen sind besser abschätzbar. Die morbide Atmosphäre lässt
einem fast einen Schauer über den Rücken laufen. Beim Blick nach oben
scheinen die Laderäume wie mit modrigem Nebel gefüllt. Weiße Korallen
hängen wie Spinnweben
in
den dusteren Ecken des Schachtes.
Beim Auftauchen treffen wir auf Schulen von Barschen, Barracudas und
Fledermausfischen. Letztere begleiten uns ein Stück nach oben. Log: Max.
37,5m, Schnitt 20,1m, 34 Min.
Am Nachmittag geht es wieder zur KOGYO MARU . Auch diesmal verschafft
sich die Gruppe erst einmal einen Überblick über das knapp 200m lange
Frachtschiff,
wirft
lediglich kurz mal einen Blick in das Innere der Laderäume. Das Wrack
ist auf bizarre Art von den unterschiedlichsten Korallen und Muscheln
bewachsen. Bei näherer Betrachtung entpuppt sich immer wieder der ein
oder andere Bewuchs als brilliant getarnter Skorpionfisch.
Nach 44 Minuten sind wir nach einem "nice and easy" dive wieder
oben. Auf der Rückfahrt halten wir kurz vor Dive- Link und MArtin bringt
das englische Pärchen per Kanu zum Steg.
In der untergehenden Sonne ziehen wir zu Krystal um und stapfen mit unseren
Rucksäcken bepackt durch Corons Straßen.
Schon mal gesucht?

Probier's mal!
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Schon mal probiert?

Such mal!
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