Noch Wrack-Tauchen
in Coron, Busuanga, Palawan, Philippinen - und
der Philippinen spektakulärste Tauchgang im Barrakuda-Lake
...
Montag,
13.11.00/209. Weltreise-Tag:
Für
heute sind
Tauchgänge zu den weiter von Coron entfernt liegenden
Wracks Akitsushima (=
Okikawa) und Taiei Maru geplant.
Auf dem Weg dorthin sehen wir erstmals auch einige der weiter nördlich liegenden
Buchten.
Unwillkürlich malt sich die Phantasie
aus, wie das wohl gewesen sein muss, als das Geheul der amerikanischen Bombermotoren
in diesen Schluchten widerhallte und die Bucht unter den Detonationswellen
explodierender Geschosse
und Tankschiffe erzitterte.
Die Hölle muss über die sich außerhalb amerikanischer Reichweite wähnenden Japaner hereingebrochen
sein, als die fußballfeldgroßen Dampfschiffe barsten und Feuer fingen.
Anders
als die zerbrochene Akitsushima brannten manche der Frachtschiffe tagelang, bevor sie restlos
versanken.
„In Großbritannien ist es verboten ein Wrack zu betauchen, in dem Menschen
starben“ berichtet
Caroleen. - Wie hält man das eigentlich in anderen Ländern ?
Im Briefing an der ersten Ankerleine besprechen wir das
in max. 38m Tiefe auf der Backbordseite liegende 148 Meter lange
Flugbootmutterschiff
AKITSUSHIMA.
In Japan kann man die Akitsushima noch heute als Modellschiff kaufen. Am Heck des Flugzeugträgers
war ein Kran installiert. Er diente dazu, einen Wasserflugbomber vom Deck
ins Meer hinab zu lassen und nach seiner Rückkehr wieder an Bord zu
hieven.
Der Heckkran ragt heute, schräg abgebrochen, bis in 34m Tiefe. Er ist wegen
seines reichhaltigen Bewuchses und der Fische in seinen Verstrebungen einen
eigenen Tauchgang wert. Astrid betaucht ihn mit Caroleen, John und Guy.
MArtin hat erstmals den französischen Radiologen und Tauch- Junkie Bruno
als Buddy und erkundet mit ihm das Innere des ehemaligen Giganten.
Bruno nutzt die dekompressionsstopplosen Intervalle seines älteren Suunto-
Computers voll aus. Er
taucht äußerst ergonomisch, fügt sich harmonisch in das Unterwasseruniversum
ein und erregt eher die Neugier der Fische, als dass er sie verscheucht.
„La plongée ZEN“ nennt er das. Es ist ein Genuss, mit ihm zu tauchen.
Den
Sicherheitsstopp verlängert Bruno auf 8 Minuten, schließlich hat er bei
einem ausgedehnten safety- stop schon mal einen Walhai gesehen, den die
Schnelleren verpasst haben. Sein ausgeprägter Sinn für den Mikrokosmos lässt
sogar den Bewuchs der Leine, an der wir hängen, zu einem kurzweiligen Abenteuer
werden. Log: Max.: 32m, Durchschnitt: 20,4m, 37min., 28°.
An Bord erwartet uns bereits das Mittagessen.
Ronell hat Thunfischsteaks mit Reis und Salat, die Alternative zu Cheeseburgern
mit Ham oder Thunfisch für uns vorbereitet. Während wir essen, steuert er
unser nächstes Tauchziel an: Die TAIEI MARU.
Anderthalb Stunden später haben wir genügend Stickstoff
„abgegast“,
und springen über der TAIEI MARU ins Wasser. Wie kein anderes Schiff
hier, hat sich dieser japanische Behelfstanker zu einem farbenprächtigen
und artenreichen künstlichen Riff entwickelt. Wahrscheinlich Folge der hier
gelegentlich stärkeren Strömung.
Wrackkundige zählen die TAIEI MARU zu den 10 schönsten Wracktauchplätzen
der Welt.
Bei 15m erreichen wir das Heck des aufrecht liegenden Schiffes. Wir tauchen
steuerbord an der Schiffswand entlang. Da vorne ist das Wrack durchgebrochen,
der Bug ragt schräg nach oben. Wir schwimmen auf dem Rücken unter dem Bug
des 170m langen ausgebrannten Tankers hindurch.
Der
Sandboden unter uns liegt 26m unter dem Meeresspiegel, durch den getrübt
grünliches Licht zu uns runter scheint.
Hoppla, fast wäre Astrid auf dem Rochen gelandet, der sich, perfekt getarnt,
halb im Sand vergraben hat. Träge wellt er sich ein paar Meter weiter, bevor
er sich erneut niederlässt. Wir schwimmen durch ein Chaos von geborstenem
Metall, bevor wir wieder die Gangway erreichen. Jetzt brauchen wir nur noch
die Richtung zum Heck
einschlagen,
mehr Navigation ist über einem Wrack tauchend meist nicht erforderlich,
um die an Bug oder Heck befestigten Bojenleinen zum Auftauchen zu finden.
Eine Gruppe von Moorish- Idol-Fischen foppt sich paarweise zwischen den
Metallstreben. Ein riesiger, aber offensichtlich einsamer Bump- Head- Parotfish
bricht respektlos immer wieder ganze Korallenstücke vom Schiff ab. Wir sehen
Schulen von Füsilieren, Schnappern und Thunfischen sowie vereinzelte Rotfeuer-
und Skorpionfische. Um die Kajüte kreist ein Drückerfisch. Sogar etliche
Nacktschneckenarten
sind hier vertreten.
Ein Highlight für hiesige Verhältnisse, jedoch spärlich, verglichen mit
der ungeheuren Artenvielfalt, die wir vor wenigen Wochen auf Tenggol
Island
in Malaysia gesehen haben. Aber Wracktauchen hat tatsächlich andere Reize...
Log: Max: 26m, Durchschnitt: 16m, 44min, 28°.
Als wir auf unserem Steg nach Hause zurückkehren, leuchtet die untergehende
Sonne das frisch gestrichene Fischerboot an. Es steht auf der gestern entstandenen
Nachbarschaftsbehelfswerft neben unserem Knüppelsteg.
Dienstag,
14.11.00/210. Weltreise-Tag:
Unser erstes Ziel ist heute das Tangat
Wrack (auf der
Diverightseite
als „Olympia Maru“
beschrieben)
Ebenfalls ein 122 Meter langer japanischer Frachter, der in einer Tiefe
von 18 - 30 Metern aufrecht auf dem Grund liegt.
In seine einladend großen Frachträume dringt bei einer Sichtweite von
bis zu 15 Metern genügend Licht, um sich orientieren zu können.
Diesmal lassen wir uns in die Laderäume hinab und beginnen, sie zu durchstreifen.
Das prickelnde Wracktauchgefühl nimmt uns angenehm gefangen. Wir
verdrehen
Köpfe und Körper, lassen die irrwitzigsten Perspektiven in gespenstischem
Licht ganz tief in unser Bewusstsein dringen, sich unauslöschlich in unsere
Erinnerungen graben. Die Seele scheint sich vor freudigem Staunen und
dankbarer Ergriffenheit im schwerelosen Körper aufzublähen.
Gegen das milchige Licht sehen wir die Silhouetten von Barschen, Schnappern
und großen Süßlippen.
Eine leichte Strömung treibt uns zur Aufstiegsleine zurück. So ähnlich
muss es sich als Wolke in einer Brise anfühlen...
Log: Max: 30m, Durchschnitt: 18m, 48min.
In
der Mittagspause steuern wir den nächsten japanischen Frachter, die OLYMPIA
MARU an. Sie ist 137m lang und liegt in 25m auf der Steuerbordseite.
Die Backbordseite reicht bis auf 12 Meter hinauf. Der Bewuchs mit großen
trichterförmigen Salatkorallen und die Vielzahl von Anemonen und
Anemonenfischen
ist verschwenderisch. Die relativ gute Sicht (10m) und die niedrige Tiefe
verführen zum Explorieren und Penetrieren des Schiffes. Manchmal brauchen
wir ein bisschen Phantasie, um Teile des Schiffes zur besseren Orientierung
im Geiste um 90° zu drehen. Zum Beispiel die im Mittelbauch des Schiffes
liegen 2 mehrere Meter hohen
Trommelboiler,
hinter denen es eng wird...
Bruno und MArtin dehnen den Tauchgang etwas aus und verbringen sicherheitshalber
mehr als 6 Minuten auf 3 Metern.
Die mitgebrachten Lampen sind bei diesem Tauchgang Luxus. Leider verliert
Astrid ihre beim Auftauchen, als der Verschlusskarabiner bricht. Wir bemerken
das Fehlen des 250 $ US teuren Gerätes zu spät, um noch mal umzudrehen
und die Lampe zu suchen.
Log: max. 24m, Durchschnitt 14m, 80min., 27°.
Am Abend klappern wir die ortsansässigen Tauchschulen ab um sie zu bitten,
beim Betauchen der OLYMPIA Ausschau nach der verlorenen Lampe zu halten.
Mittwoch,
15.11.00/211. Weltreise-Tag:
Heute findet kein Wracktauchen statt: Die Mareen Claire,
Scuba Ventures großes Tauchboot startet
, mit dem kleinen Serviceboot im Schlepptau, zu einer Expedition an den
Barrakuda-
Lake auf
Coron Island.
„ Probably
the most amazing Dive in the Philippines“ sagt
das Tauchbuch.
Auch das Briefing hört sich spannend an: Süß- und Salzwassersee
auf „unberührter“ Insel... über Felsen klettern... Wassertemperatur bis
36°... Barrakuda folgt der Tauchgruppe... Aber wir wollen nichts vorweg
nehmen.
Vor der felsigen Küste von Coron Island ankert die Mareen
Claire
bei Twin Rock. Roman bringt im Serviceboot zunächst das Tauchequipment
zur kleinen, nur von ureinwohnenden Tagbanua bevölkerten Insel. Wir folgen
in einer zweiten Fuhre. Die letzten Meter waten wir durch kristallklares
Wasser zu einen schmalen,
von
Fels eingeschlossenen Sandsaum. Wir befestigen die Flossen am Tank, ziehen
die Maske verkehrt rum auf den Kopf und schultern unsere Ausrüstung.
In den Tauchbooties gilt es dann, etwa 10 felsige Höhenmeter bis zum See
zurückzulegen. Wie die Bergsteiger beginnen wir, einer nach dem anderen,
den Kalkfels hinauf zu klettern. Zehn zusätzliche Kilos machen sich beim
Hochdrücken ganz schön in
den
Beinen bemerkbar.
Wir ziehen und stützen uns mit beiden Händen die Felsen hinauf. Wie Messer
ragen die scharfen Kanten der spitzen Kalkfelsen empor, drücken Felsnadeln
von unten gegen die Gummisohle unserer Booties. Barfuss würden wir das
nie schaffen, Turnschuhe wären sicherer.
Alle konzentrieren sich auf ihr Körpergleichgewicht, um sich nicht abrutschend
an den Felsen zu verletzen. Dennoch hören wir
gelegentlich
ein metallenes „Kling“, wenn ein Aluminiumtank trotz aller Vorsicht an
den Felsen schlägt. Bei dem Lärm, den wir machen, sind wir für die hier
nistenden Vögel vermutlich kein willkommener Besuch - ebenso wenig für
die Tagbanua, die mit dem Verkauf von 1 kg Schwalbennestern an Chinesen
Preise von bis zu 100.000 Pesos (Währungsrechner)
erzielen können.
Auf der Krone des Felsgrates verschnaufend, hat jeder Einzelne kurz
Blick
auf die idyllisch in grünklar daliegende Seezunge, in die wir bald eintauchen
werden.
Dann geht’s auf der anderen Seite wieder vorsichtig bergab. Die Sonne
knallt, der Schweiß läuft in Strömen, die Beine zittern von der ungewohnten
Anstrengung und die Zunge klebt am Gaumen. Der ganzen Mühseligkeit zum
Hohn bezwingt Bootsmann Norman - er trägt das Equipment derjenigen, die
diese Strapaze nicht
auf
sich nehmen können - die Strecke mit seinen offenen Badeschlappen
gleich zweifach. Von der Kraxelei haben wir ein Video
gemacht.
Am Ufer des Sees lassen wir uns ohne Wetsuit in das zunächst erfrischende
Nass gleiten.
MArtin übernimmt die frischgebackenen Open- Water- Absolventen, während
Astrid die erfahreneren Taucher mitnimmt. Das Süßwasser des großen grünen
Sees ist kristallklar und 28° „kühl“. Die Gesteinsformationen erscheinen
unter Wasser genauso bizarr-
zackenförmig
wie über Wasser. Ein paar kleinfingergroße Fische und durchsichtige Garnelen
kreuzen unseren Weg auf den ersten Höhenmetern. Dann tauchen wir in 4m
Tiefe plötzlich in eine
schlierige,
sichtverzerrende Wasserschicht ein, die halb aus Salz- halb aus Süßwasser
besteht und ganz plötzlich 32° warm ist. Hmmm wie angenehm. Wir folgen
dem Boden, der aus feinstem Sand und verfallenden Blättern besteht, weiter
nach unten.
Es wird immer wärmer, in 18m Tiefe fangen wir bei 36°C langsam an zu schwitzen.
Die Bewegungen werden langsamer, das Atmen fällt schwerer, das Herz schlägt
schneller..., wie gut, dass wir keine Taucheranzüge anhaben.
Hoppla, ein unbedachter Flossenschlag- und schon wälzen sich aufwallende
Sandmassen lawinenartig den Grund hinab. Wie die Sandverwehungen im Film
„die Mumie“ scheinen sie außer der Schwerkraft auch einer Eigendynamik
zu folgen.
In 34 Metern Tiefe ist das nun vorherrschende Salzwasser tiefrot, schwefelartiger
Geruch dringt an unsere Geruchsnerven.
Milliarden roter Partikelchen nehmen jegliche Sicht. Man kann die Hand
nicht mehr vor Augen erkennen, geschweige denn seinen Buddy. Wir gehen
bis auf 36 Metern hinab.
Als Astrid wieder aus der roten Brühe auftaucht, ist kurzzeitig kein Gruppenmitglied
zu sehen. Ach so, Johnny und Caroleen sind bereits wieder beim Aufstieg...
und die aus dem Rot steigenden Blasen müssen von Bruno sein. Roter Schlamm
rieselt an ihm herunter, als er aus dem roten Nebel schließlich wieder
auftaucht. Etliche Meter über uns schwimmt MArtin mit seiner Gruppe.
Brrrrr, beim Aufsteigen fühlt sich das „nur“ 28°C warme Wasser in Oberflächennähe
im ersten Moment fast unangenehm an.
Lieber noch mal kurz zurück in die heiße Badewanne. Doch es hilft nichts,
auch uns wird die Luft irgendwann knapp.
Dabei haben wir den hier einsam lebenden, über 1m großen
Barrakuda, noch gar nicht getroffen. Er soll hier regelhaft die Taucher
begleiten.
Nach 61 Minuten atmen wir wieder Frischluft. Der Weg zurück steht uns
bevor. Doch wie so meist ist der Rückweg einfacher als der Hinweg.
Außerdem sind die fast luftleeren Tanks etwa 4kg leichter.
Roman bringt uns im Serviceboot zum Mittagessen zurück zur Mareen Claire.
Der zweite Tauchgang führt uns am Korallenriff von Twin Rock
entlang. Hier sind die Spuren, die das Dynamit- und Cyanidfischen hinterlassen
hat, offensichtlich. Dennoch sehen wir zahlreiche intakte Stellen, Nacktschnecken,
eine schlafende Schildkröte, viele Kugel- und kleine Triggerfische um
nur mal ein paar der Sehenswürdigkeiten zu nennen.
Am Abend kaufen wir Brot, Margarine (Butter gibt’s hier nicht) und Marmelade
(schwer zu finden) für unseren Breakfast Club ein.
Donnerstag,
16.11.00/212. Weltreise-Tag:
Der allmorgendliche Breakfast- Club mit dem schwedischen
DMT Lars und dem frischgebackenen
deutschen
Tauchlehrer Thomas bewährt sich mittlerweile seit einer Woche.
Vor der “Arbeit” pflegen wir europäisch zu frühstücken und tauschen dabei
die Erfahrungen des jeweils gestrigen Tauchtages aus. Nach ausgiebigem
Frühstück fahren wir erneut zur Olympia Maru, um nach der wertvollen
verlorenen Tauchlampe zu suchen. Die muss irgendwo zwischen dem Tauchboot
und dem Wrack auf dem Boden liegen. Während die anderen die Suche nach
kurzer Zeit abbrechen und einen Wracktauchgang machen, grast Astrid den
Meeresboden alleine weiter ab. Ein Auge auf den Boden, eines auf die umgekippte
OLYMPIA gerichtet... doch plötzlich ist es passiert, das Wrack ist aus
ihrem Sichtfeld verschwunden... Ups, das war nicht geplant. Die Orientierung
wird jetzt schwierig. Unter ihr der Sandboden, über ihr der
Wasserspiegel
und ringsum nur einförmig grünblaues Wasser, in dem die Sichtweite nur
8m beträgt.
Das heißt, Astrid sieht außer Grünblau gar nichts. In welcher Richtung
liegt das Tauchboot, in welcher das Wrack? Weit entfernt kann’s ja noch
nicht sein. Sie schwimmt mehrfach auf einen vermeintlichen Schatten zu,
muss sich aber bald eingestehen, dass sie die Orientierung verloren hat.
So beginnt sie, langsam aufzutauchen. Drei kleine Fischlein verfolgen
ihren Aufstieg. Ansonsten scheint sie weit und breit allein im Blau zu
sein. Ein wenig bedrückend fühlt es sich schon an, so in den Weiten und
Tiefen eines Ozeans „verloren“ zu sein... Ohne Leine weiß Astrid nicht,
ob und wie weit sie inzwischen abgetrieben ist.
2 Minuten später zieht sich der Sicherheitsstopp bei 5m länger als sonst,
die Spannung steigt.
Aber sie hat Glück, denn als sie auftaucht, befindet sich die Mareen Claire
keine 20 Meter von ihr entfernt. Erleichtert dreht sich Astrid auf den
Rücken, bläst Luft in ihre Tarierweste und schwimmt gemächlich an die
komfortable Holzleiter.
MArtin und Bruno waren derweil mit viel Fingerspitzengefühl durch den
leeren Propellerschaft der Olympia in ihr geräumiges Inneres vorgedrungen.
Die Metallteile und Rostgrate am Wrack können nadelspitz und sauscharf
sein. Eine Frage der Ehre, sich nicht zu verletzen, kaum zu verschmutzen
und dabei möglichst viel Luft für die ZEN- Phase am Oberdeck übrig zu
behalten.
Freitag,
17.11.00/213. Weltreise-Tag:
Heute ist leider Brunos letzter Tauchtag. MArtin hat die Tauchgänge
mit dem Franzosen sehr genossen
und
in ihm mehr den Tauchfreund als den Tauchkunden gesehen. Dementsprechend
spannend und ausgedehnt waren die gemeinsamen Tauchgänge.
Nach vollem Tauchprogramm auf der KOGYO MARU und dem TANGAT- Wrack schlendern
wir zum Sonnenuntergang auf den Steg von Discovery Divers. Hinter ihrem
Tauchladen befindet sich ein angeschlossenes Restaurant mit
Bar und Billard. Vorgestern hatten wir uns bereits mit den Barkeepern
bekannt gemacht, waren aber nicht auf den Besitzer Gunter getroffen. Heute
ist er da und spendiert uns nach
dem Sonnenuntergang einen Drink. Wir kommen ins Gespräch. Er war mit seiner
deutschen Tauchschule
www.ddivers.com
der Erste vor Ort, hat etliche der Tauchplätze gefunden (z.B. Gunters
Cathedral) und deckt das gesamte Spektrum (technischen) Tauchens ab.
Gunters Tauchgäste wohnen auf einer nahen kleinen Insel, die unlängst
in einer Zeremonie erfolgreich von unguten Geistern befreit wurde. Vor der spirituellen Reinigungszeremonie war es zunehmend schwerer für ihn geworden, Personal für die
"verhexte" Insel zu finden.
Inzwischen gibt es durch die ABCDivers
eine
deutschsprachige Alternative. Von ihr wird weiter unten noch positiv die
Rede sein.
Im Gespräch erfahren wir auch, warum wir Astrids verlorene Lampe gestern
gar nicht wieder finden konnten: Gunters Tauchmeister hatte sie, wenige
Minuten, nachdem Astrid sie verloren hatte, auf dem Grund gefunden und
aus dem Wasser gefischt. Unsere spontan aufkeimende
Freude wird gedämpft, als sich der Finder als „Schatzsucher“ entpuppt,
der erst einmal über eine eventuelle Rückgabe der Lampe gegen Finderlohn
nachdenken muss. Die Angelegenheit wird vertagt.
In der Nacht bricht der Steg
zum
letzten
Haus von Krystal unter dem Gewicht eines betrunkenen Nachtwandlers ein.
Er war schon lange baufällig, weshalb das Haus nicht vermietet wurde.
In wenigen Tagen wird sich Gorge daran machen, ihn gründlich zu restaurieren.
Wie es sich wohl anfühlt, bis zu den Waden im Gezeiten- und Zivilisationsmorast
zu versinken ?
Samstag, 18.11.00/214. Weltreise-Tag:
Nach intensivem Tauchen auf der AKITSUSHIMA und
TAIEI MARU (s.o.) kehren wir erst nach Sonnenuntergang
zurück.
Noch vor einer Dusche essen wir erst mal einmal in unserem
Lieblingsrestaurant und Stammlokal BANAUE CAFE, gleich gegenüber
von Scuba Venture. Alle Gerichte aus der reichhaltigen internationalen
Speisekarte haben uns hier bislang gut geschmeckt und als Stammgäste brauchen
wir kein Geld dabei zu haben, sondern zahlen einmal wöchentlich. Astrid
hat sich auch schon ein leckeres, typisch philippinisches Gericht, „Chicken & Pork-
Adobo“
für unsere Rezeptseite notiert. Die Inhaber planen, außen eine Hochveranda
anzubauen.
Die herzliche familiäre Atmosphäre im BANAUE hat uns seit unserem ersten
Tag auf Coron gut gefallen und inzwischen haben wir hier auch eine ganze
Gruppe mehr oder weniger Ansässiger kennen gelernt. Außerdem erfahren
wir hier aus dem Fernseher auch immer die neuesten Entwicklungen in Bezug
auf Präsident Estrada.
Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht
ein
neuer Verdacht gegen Erap ruchbar oder eine Widersprüchlichkeit aufgedeckt
wird. Man wird ein Impeachment- Verfahren einleiten und ihn (in englisch
!) vor Gericht stellen.
Thank you for all and the wonderful meals, Rebecca & Anton
!
Sorry
- we must have deleted our pics of the Cafe :( .
Wer für seine Ernährung Abwechslung vom eintönigen Fisch mit Reis sucht,
wird in Coron nicht viele Restaurants mit internationalen Gerichten
finden. (Zigaretten gibt es hingegen in jeder besseren Apotheke.) Vorzügliches
Essen gibt es außer im BANAUE CAFE noch im DARYONAN. Alternativ hat man
im L&M PE- Lodge gute Chancen auf ein schmackhaftes Gericht und auch
im KENNETHBURGER kocht man lecker, falls der Kühlschrank gerade voll
ist...
Sonntag,
19.11.00/215. Weltreise-Tag:
Mangels Kundschaft wird es in den nächsten beiden Tagen kein
Tauchen für uns geben. Endlich bleibt
uns
Zeit für die Homepagearbeit. Das Kapitel Singapur
1 (erstmals mit animierten Bildern und anderen Effekten) ist in Nachtarbeit
fast fertig geworden.
Bislang weigert sich das einzige, sehr teure Internetcafe vor Ort jedoch
noch standhaft, unser Notebook
ans Netzwerk zu binden und uns so einen Internetzugang zu ermöglichen.
Aber MArtin steht diesbezüglich in Verhandlungen mit der zuständigen Meredith...
Wir lernen den Südafrikaner Bernard kennen. Er ist weit gereist und dabei,
sämtliche Bücher der Stadtbibliothek zu verschlingen. In Zusammenarbeit
mit den örtlichen Behörden will er ein Programm zur Restaurierung der
durch Dynamit- und Cyanidfischen geschädigten Korallenriffe realisieren
und sucht noch Sponsoren (email:
coralearth@digitelone.com). Bernard
empfiehlt uns das Buch: The TAO Of Love.
Montag,
20.11.00/216. Weltreise-Tag:
Wie sieht der Sonnenuntergang wohl von dem kleinen Hügel
mit der Radioantenne aus?
Vom Banaue-Cafe geht es eine Stunde vor
Sonnenuntergang Richtung Pier. Die 2. Straße links hoch, über die folgende
Kreuzung und dann den
nächstmöglichen
Feldweg bergauf nach links. Zunächst folgt man einem gut erkenntlichen
Trampelpfad auf Wald- und Wurzelboden durch einen lichten Dschungel, dann
führt ein steiler Schotterweg durch brusthohes Gras nach ganz oben zum
Gipfel.
Das Häuschen dort oben ist privat, doch rundherum tummeln sich vor Sonnenuntergang
einige unterschiedlich uniformierte College- Studenten.
Der
gesamte
Aufstieg dauert trotz zahlreicher Verschnauf- und Fotopausen nur ca. 25
Minuten. Bereits lange vor Erreichen der Spitze hat man eine umwerfende
Sicht auf die Bucht Corons.
Oben angelangt finden Astrid und Rebecca genau rechtzeitig ein gemütliches
Plätzchen, von dem aus sie einen Überblick über die
sich vor Coron ausbreitende Inselwelt einschließlich Sonnenuntergang haben.
Wie gut, dass Rebecca Wasser zum Trinken mitgenommen hat.
Kaum hat sich der Feuerball hinter die Hügelkette verzogen, beginnen wir
unseren Rückweg.
Weil wir ziemlich nahe am Äquator sind, wirkt Sonnenuntergang hier
wie ein Lichtschalter.
Im Halbdunkel rutscht man leicht auf dem Geröll aus oder stolpert über
fußangelnde Luftwurzeln. Ohne Taschenlampe oder Vollmond ist dieser Weg
bei der hier rasch einsetzenden Dunkelheit ziemlich unfallträchtig.
Dienstag, 21.11.00/217. Weltreise-Tag:
Noch ist jeder Tauchgang faszinierend und spannend, daheim bleiben
zu müssen wie eine Strafe. Selbst, wenn der Himmel gelegentlich bedeckt
ist und einige Tropfen fallen.
MArtin macht heute den Tauchführer für ein französisches Pärchen. Es segelt auf
der kleinen Segelyacht OBERON um die Welt und hat vorübergehend in
der Bucht von Coron Schutz vor den weiter süd- östlich wütenden Taifunen
gesucht.
Während MArtin taucht, erledigt Astrid e-Mails und versucht, sich auf das
Tagebuch zu konzentrieren.
Da stellt der Bildschirm ihres heißgeliebten und bislang sehr gut bewährten
PSIONs
plötzlich seinen
Dienst
ein und das Display zeigt anstelle der Stoff- und Ideensammlung fürs Tagebuch
nur noch einen waagerechten Strich. Wahrscheinlich hat das breite Kabel,
das die Elektronen von der Tastatur über die Prozessoren in die Touchscreen
leiten soll, einen Bruch. Leider hat man es bei PSION
noch nicht geschafft, diese alt bekannte Schwachstelle des ansonsten fast
perfekten Handheld- Computers mit gebrauchsfreundlicher Tastaturlade
auszumerzen. Wenn das Kabel wenigstens eine austauschbare Steckverbindung
hätte...
Ohne den Psion wird es schwierig, Aktuelles für die Homepage festzuhalten.
Zu dumm, dass wir MArtins Psion MX5 PRO in Puerto Princesa bei Bekannten
zurückgelassen haben...
Sollen wir jetzt unseren Aufenthalt auf Coron gemeinsam abbrechen, oder
soll sich einer von uns im Alleingang zurück nach Palawan aufmachen, um
ihn zu holen?
Transport zwischen Busuanga und Palawan ist langwierig, teuer
und die Super- Fähre nach Puerto Princesa verkehrt nur an Samstagen.
Mal sehen, wie sich die Tauchsituation in den nächsten Tagen entwickelt...
Fahrpläne ändern sich auf den Philippinen übrigens so häufig, dass man sich
nicht einmal auf die Angaben der neuesten Auflage der Traveller- Bibel von
Jens Peters verlassen kann.
Der gesamte aktuelle Flug- und Fährplan kann aber über die ABCDivers
abgerufen werden.
Den Abend verbringt MArtin mit ein paar Franzosen
parlierend
auf einer spontanen Aperitif- Party auf der Oberon.
„Qu’ est-ce que tu veux: Pastis 51 (hallo Jo ) ou de la Bière ? “
Dazu wird das hier als Inbegriff alter, natürlicher und gesunder Ernährungsweise
geltende Seaweed ( Seetang- Kügelchen) gereicht. Wie Weintrauben
hängen
stecknadelkopfgroße giftgrüne Bläschen am Algenstiel. Sie explodieren zwischen
den Zähnen und geben eine etwas schleimige, meerwässrig schmeckende Flüssigkeit
frei. Wie Kaviar für Vegetarier.
Die Besatzungen der im Hafen ankernden Yachten verstehen sich offensichtlich
gut und leben, 200m vor Coron auf dem Wasser ein ganz eigenes Leben.
Sie sind Segel- Traveller, haben als solche ihr Zuhause stets dabei und
versorgen sich vorzugsweise selbst. Interessante Gespräche drehen sich z.B.
darum, welche gemeinsame Bekannte man in welchem Hafen getroffen hat, welche
Bootsreparaturen als nächstes anstehen, welches Material wohl den idealen
Bootsrumpf abgibt, um Navigation, Wetter, Fische, Gott, Frankreich und die
Welt.
Astrid hat derweil Akupunkturtermine mit zwei zukünftigen Nichtrauchern.
Mittwoch,
22.11.00/218. Weltreise-Tag:
Die Schweizer Wracktaucher Patrice und Antoine sorgen für packende,
über
„advanced- Niveau“ hinausgehende Tauchgänge auf TANGAT und OLYMPIA.
Am
Abend spielen wir Billard bei Discovery und sprechen erneut über die verlorene/
gefundene Unterwasser- Lampe.
Existiert tatsächlich ein Seerecht, nach dem das Eigentum von auf dem
Meeresgrund gefundenen Objekten auf den Finder übergeht ?
...und wenn wir haftpflichtversichert seien, schädige uns der “Schatzsucher”
doch sowieso nicht, wenn er die Lampe behalte...
Astrid ist erst einmal sprachlos.
Wir sind beide nicht gewillt, uns unsere gute Laune zu verderben. Nicht
wegen eines schlitzohrigen Tauchkollegen und nicht zu diesem Preis.
Donnerstag,
23.11.00/219. Weltreise-Tag:
MArtin ist wieder allein mit den anspruchsvollen Tauchroutiniers Patrice und Antoine in der TANGAT
und der
OLYMPIA
unterwegs.
Coron ist klein, aber seine Informationspfade sind so breit, dass sich
Neuigkeiten schneller verbreiten als man selbst.
Deshalb sei auch keine Lokalzeitung nötig, sagen die Locals.
Kein Wunder, dass Astrid an verschiedenen Orten auf die Tauchlampe angesprochen
wird und assoziierte Geschichten über die Discovery Divers hört.
Am Abend gelingt es endlich, das Kapitel Singapur1
hochzuladen.
Morgen soll Scuba Ventures regulärer Tauchlehrer Jimmy aus seinem mehrwöchigen
Urlaub zurückkommen.
Freitag,
24.11.00/220. Weltreise-Tag:
Im zweiten Tauchgang des Tages wollen Jimmy, Erhard, Patrice,
Antoine und MArtin die AKITSUSHIMA durch den Propellerschaft
penetrieren.
Irgendwie löst sich Patrices Gewichtsgurt und 8kg Bleigewichte zischen nach unten. Patrice
kann seinen plötzlichen Auftrieb natürlich nicht kompensieren, es zieht
ihn nach oben. Im letzten Moment klammert er sich an einer Verstrebung
des Wracks fest. Wie ein Fähnchen flattert er hilflos in der leichten
Strömung.
Der runtersausende Bleigurt streift MArtin schmerzhaft am linken Oberschenkel,
bevor er hart in den Sand knallt. Es dauert einige Minuten, bis der Gurt
seinen Weg nach oben findet (8 zusätzliche Kilo Blei sind unter Wasser ganz schön
schwer ) und Patrice wieder manövrierfähig macht.
Der sich anschließende Tauchgang unter sachkundiger Führung von Jimmy
(er hat hier bereits monatelang gearbeitet) entschädigt für die Aufregung
am Anfang.
Am Abend sitzen wir noch lange an der Bar von Scuba Venture und vertrinken
fröhlich Patrices „flüssiges Schmerzensgeld“.
Schon mal gesucht?
Probier's mal!
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Schon mal probiert?
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Update:
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