Donnerstag:
18.05.00/31. Weltreise-Tag:
Bereits unser dritter Tag auf Koh Samui, die Zeit scheint auf Samui zu
rennen.
Den ganzen Tag verbringen wir zwischen Veranda und Bungalow, sind damit
beschäftigt, unser
Koh
Tan- Tagebuch zu schreiben, um es endlich ins Internet stellen zu können.
Martin hat zwischen Fensterbank, Bett und Stuhl eine kleine Computerecke
eingerichtet. So kann die Tür offen bleiben, ohne dass gleich jeder die
Elektronik sehen kann.
Auf dem Bett liegend fallen Astrid vor lauter Müdigkeit immer wieder
die Augen zu.
Trotz des Samui- angepassten verdrehten Tag-Nacht-Rhythmus schlafen wir
länger als je zuvor in BRD.
Einer spontanen Idee folgend, nehmen wir jeder einen Beutel Elektrolytlösung ein.
Der wirkt tatsächlich wahre Wunder, zwei Stunden später fühlen wir
uns deutlich energievoller.
Auch im weiteren Verlauf unserer Weltreise hat sich die Einnahme von Elektrolyten
(z.B. Elotrans, vgl. Weltreisebedarf 2 und Trinkwasserversorgung unterwegs) in etwa 4 wöchigem Turnus
als sehr belebende und energiesteigernde Maßnahme immer wieder bewährt,
weil der Trunk dem Körper einen Teil seiner durch Schwitzen oder
Durchfall verlorenen Salze zurückgibt.
Gegen 0:30 Uhr fühlen wir uns wieder so fit, dass wir sogar noch einmal
etwas essen wollen!
Selbst hier in Lamai- Beach haben die meisten regulären Restaurants
um diese Zeit geschlossen und die Versorgung den vielen Frittier- und
Pancake-
Ständen überlassen.
In der Stammkneipe eines Ruhrgebiet-Skatclubs bekommen wir wenigstens
ein paar Chips und spielen unser erstes Backgammon-Spiel,
das Martin mit einem 6er Pasch gewinnt - ein 1er Pasch hätte gerade gereicht.
Am Supermarkt ist der harte Kern bereits wieder versammelt. Therese und
Rick gehen heute “schon” um 3 Uhr.
Kurz darauf kommt es zu einem heftigen Wortwechsel zwischen der thailändischen
Inhaberin einer Girly-Bar und dem Holländer, der sie als "bad woman"
bezeichnet, weil sie ihm als Gast die Wahrheit gesagt hat: "I don't
care for farangs. Take care only for money."
Die Wirtin, eine Frau von ca. Ende 40, scheint sehr aufgebracht und in
ihrem Stolz gekränkt, der angetrunkene Holländer benimmt sich halsstarrig.
Er bleibt trotz ihrer Hasstiraden
bei
seinem Urteil.
Die Frau verschwindet und kommt kurz darauf mit 2 kräftigen Thailändern
zurück.
Sie hat ihnen 1000 Baht dafür bezahlt, den unbequemen Farang zusammenzuschlagen.
Eine andere Thailänderin, die in Hong Kong auf die Internationale Schule
gegangen ist und sehr gut Englisch spricht, greift ein und bittet den
Holländer eindringlich, sich zu entschuldigen. Sie lebe lange genug hier,
habe viel gesehen und wisse, dass er sich in großer Gefahr befinde. Er
sei drauf und dran, sich um Kopf und Kragen zu reden.
Erst als sich einige der Umstehenden einschalten, scheint ihm das Risiko
der Situation bewusst zu werden und unvermittelt sucht er das Weite...
Freitag:
19.05.00/32. Weltreise-Tag
In den Bungalow unter uns ist die Besatzung einer der vielen Girlybars
eingezogen.
Frühmorgens kommen sie von der Arbeit heim und schlafen zu sechst in dem
großen Bett. Sie sind erstaunlich leise und stören uns nicht im Geringsten.
Das weibliche Personal der zahllosen Animierbars ist übrigens darauf trainiert,
alle in Sicht kommenden männlichen Farangs bereits von Ferne akustisch
mit kollektiv- lautem “Hello - Welcome - Come here” und optisch mit deutlicher
Präsentation weiblicher Reize anzulocken. War das Andockmanöver erfolgreich,
entpuppen sich die mehr oder weniger jungen Damen als wahre Meisterinnen
verschiedener
Barspiele, deren gemeinsamer Zweck darin besteht, dem Gast möglichst viel
Zeit zu vertreiben und so den Getränkeumsatz zu erhöhen.
Hoch im Kurs stehen Thekenspiele wie “Vier gewinnt” (wem gelingt es, hintereinander
4 Chips seiner Farbe horizontal, vertikal oder diagonal zu plazieren),
“Jenga” (verloren hat, wer durch Herausziehen seines Holzklotzes den Turm
zum Einsturz bringt), “Backgammon” und “Angrabschen”.
Wer bemerkt dabei schon, dass echte Kommunikation aufgrund der Sprachbarrriere
meist nur sehr schleppend und oberflächlich möglich ist?
In vielen Bars kann der Tourist nach entsprechend langem “Vor- Spiel”
seine neue Eroberung mit nach Hause nehmen, wenn er vorher eine “Barfine”
entrichtet.
Samstag: 20.05.00/33. Weltreise-Tag
Manchmal geht’s uns auch nicht so gut: 1 Uhr, Martin leidet
an Heißhunger, ist aber gleichzeitig hundemüde, Astrid knurrt schon seit
Stunden der Magen, sie hätte aber nichts dagegen, weiter abzunehmen.

Die Müdigkeit siegt, aber heute nacht frieren wir beide.
Um 9 Uhr wachen wir schweißgebadet und mit Rückenschmerzen auf. Der Ventilator
läuft nicht. Wir fühlen uns alt und zerschlagen - außerdem regnet es.
Der Hunger ist über Nacht auch nicht weggegangen. Wir denken
uns, ein ausgiebiges Frühstück mit Schinken, Eiern, Bratkartoffeln, Hamburger,
Toast, Croissant, Butter und Marmelade, Rosinenmüsli, Schokoflakes, frischem,
cremigem Joghurt, frischer Papaya, Melone, Ananas und Banane sowie Fruchtsäften,
Kaffee und Tee wäre jetzt eine luxuriöse Abwechslung und könnte uns gut
tun.
Von der Existenz eines solchen Buffets  wissen wir seit unserem letzten
Aufenthalt im White Sand Beach
Resort.
Dass wir keine Hausgäste sind, fällt erst bei der
Frage nach unserer Zimmernummer auf, da sind unsere Teller aber schon
halb gefüllt... Kostenpunkt für zwei Personen 180 B .... aber ein wahrer
Genuss.
Danach kehren wir zum Bungalow zurück und disziplinieren uns zu fleißigem
Tagebuchschreiben und  Homepage-designen.
Abends fallen wir in der Boulangerie über den Zitronen-Sand-Kuchen und
die Schokoladen-muffins her, die mit 20 B pro Stück Luxus pur darstellen.
Nach dieser wilden Schlemmerei geht’s wieder an die Arbeit, denn auf Koh
Tao wird Strom wohl wieder Mangelware werden.
Heute ist die Nacht der Geckos, weil wieder einmal
 Millionen
größerer Eintagsfliegen simultan geschlüpft- und ausgeflogen sind. Das
scheint sich hier in etwa 4 wöchigem Abstand zu wiederholen.

Große Eintagssegler, deren Flügel denen von Libellen ähneln, umschwirren
die zahlreichen künstlichen Lichtquellen.
Auch die sonst etwas vorsichtigeren, größeren Geckos vergessen ihre Scheu
und kommen aus ihren Verstecken hervor, um sich an diesem Festmahl zu
beteiligen und sich den Bauch prallevoll zu schlagen.
Einige der Insekten werden überleben, nach der Paarung ihre Flügel abwerfen
und Millionen Eier legen, damit sich das gleiche Szenario in einem Monat
wiederholen kann. 
Ein weniger gern gesehenes Insekt ist in Süd- Ost- Asien und im
südpazifischen
Raum ein bis 18cm großer Hundertfüßer,
der hier "centipede", wissenschaftlich "Scolopendra Heros"
( mehr zu Scolopendra) genannt wird.
Diese Hundertfüßler verstecken sich gerne in engen
dunklen Ecken und Gängen.
Sie haben ca. 40 Beinchen und eine giftige Zange, die sehr schmerzhafte
kleine Wunden hinterlassen kann. Nach einem  Biss
schwillt das betroffene Körperteil oft für etwa 2 Wochen immens
an.
Für Kleinkinder und Allergiker kann der Biss sogar lebensgefählich
werden.
Findet man hier einen solchen centipede, wird er meist getötet.
Ganz Mutige jedoch fangen ihn ein, operieren ihm die Zangen weg und konservieren
ihn in hochprozentigen Schnaps.
Einige Wochen später hat der Hundertfüßler dem
Alkohol dann ein ganz besonderes Aroma verliehen, es gilt in Thailand
als kulinarische Spezialität.
Sonntag:
21.05.00/34. Weltreise-Tag
Wir beschließen, nach all der gestrigen
Tagebuchschreibe- und Homepagedesignerei einen richtig faulen und behäbigen
letzten Tag auf Samui zu verleben und gehen dafür ausnahmsweise ins “Bauhaus”.
Lamais größte und weiträumigste Kneipendisco wirkt von außen eher wie
ein Dschungel:
Vor einem der drei Eingänge plätschert ein kleiner Springbrunnen.
Überall grünen und blühen Yuka-Palmen, Efeu, Fleißige Lieschen, Hibisci,
Strelitzien und natürlich Orchideen, die Symbolpflanze Thailands in einer
verschwenderischen Üppigkeit. Ganz abgesehen von den vielen Pflanzen,
deren Namen wir nicht kennen.
Demgegenüber machen
ihre Verwandten in Deutschlands Wohnungen eher den Eindruck stiefmütterlich
behandelter Nachtschattengewächse.
Durch
diesen grünen Eingang gelangt man in einen riesengroßes, halboffenen
Pub mit 3 Fernsehecken - eine für Videos, zwei für Sport- Liveübertragungen.
Die Videoecke ist ca. 3x10 Meter groß.
Auf dem Holzfußboden stehen niedrige Holztische, neben ihnen liegen die
typischen thailändischen Liegekissen (5 cm dicke bunte Baumwollmatten
mit dreieckig hochstehendem Kopfende).
Aber das Bauhaus bietet noch wesentlich mehr unter seinem riesigen Dach:
Neben der eigentlichen Kneipe ein vollwertiges Restaurant, eine große
Tanzfläche mit aufwändiger Lightshow, einen Billardraum, zwei Bars,
das Internetcafe mit 6 Monitoren, eine Veranda und ein Reisebüro. Nachts,
wenn die weiblichen “Freelancers” auf Techno- Musik (oder ist es House?)
tanzend ihre “Friends” anmachen, ist hier die Hölle los.
Sonst schauen wir hier immer auf unserem frühmorgendlichen Heimweg
für 10 Minuten rein und wundern uns, wieviel Geld hier von europäischen
Teen- Touristen in Alkohol umgesetzt oder andersweitig verlustiert wird.
Nicht zuletzt wegen des Bauhaus’ hat sich unser erster Eindruck von Koh
Samui als sonniges Sex- und Partyzentrum in den letzten 4 Tagen hier voll
bestätigt.
Tagsüber geht’s hier im Bauhaus aber recht beschaulich zu - irgendwann
muss die Partymeute schließlich auch schlafen.
Unser Blick fällt auf die Ankündigungstafel:
Der Rest des Tages geht mit Packen drauf.
 Dazu
machen wir uns scheinbar schlaue Gedanken:
Warum sollen wir uns mit dem ganzen Gepäck abschleppen, wo wir doch
nur zwei, höchstens vier Wochen auf Koh Tao bleiben wollen?
Es wäre doch bestimmt geschickter, alles für diese Zeit Überflüssige
in Astrids Rucksack zu verstauen und auf Koh Samui zu lassen!?
Gesagt getan.
(Was wir 2 Jahre später dazu meinen steht hier)
Morgen wollen wir also nur mit MArtins Rucksack per Fähre von
Nathon nach Koh Tao aufbrechen, der wahrscheinlich größten Tauchschule
der Welt...
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